Die
breite technische Grundbildung ist der große Vorteil der Ingenieure für
Elektrotechnik. Ihre Kenntnis der mikroelektronischen Systeme, wie sie in Computern,
Robotern oder Mobiltelefonen eingebaut sind, macht sie zu unverzichtbaren Zukunftsarchitekten.
Die rasante Entwicklung in den Branchen Informationstechnik, Mikroelektronik
und Mikrosystemtechnik hat den Bedarf an Elektroingenieuren enorm anwachsen
lassen. Sie sind gesuchte Fachkräfte, die sich ihre Arbeitgeber und Einsatzfelder
fast nach Belieben auswählen können. Dr. Manfred Seidel vom VDE-Ausschuss
"Ingenieurausbildung" fasst das Problem des Ingenieurmangels und die
daraus entstehenden Arbeitsmarktvorteile für die E-Technik-Absolventen
zusammen: "Interessenten der Mikroelektronik oder Informationstechnik haben
beste Berufschancen. Denn es gibt kein technisches System, bei dem zum Beispiel
die Mikroelektronik nicht beteiligt wäre. Nicht nur Informatiker werden
in der IT-Branche gebraucht: Es muss auch Leute geben, die Schaltungen und Schaltkreise
entwickeln können und dabei die Anwendungen im Auge behalten. Also ist
es wichtig, mehr Technikinteresse schon bei Schülern zu wecken."
Die Elektrotechnik entwickelte sich aus dem Maschinenbau. Diese Wurzeln spürt
schon der Studierende im Grundstudium: Wer E-Technik pur erwartet, sieht sich
bald getäuscht: technische Allgemeinbildung ist angesagt, und Mathematik.
Heute schließt sich die E-Technik immer enger mit der Informatik kurz.
Die Grenzen insbesondere zur Technischen Informatik sind fließend. Die
E-Technik liegt dabei näher bei der Physik, die Informatik ist grundsätzlich
mehr an der Software orientiert. Die Informationstechnik wird immer eigenständiger
und schickt sich an, aus der Elektrotechnik herauszuwachsen.
Typisch für Ingenieure der Elektrotechnik ist die Entwicklung, Herstellung,
Inbetriebnahme und Instandhaltung elektrotechnischer Erzeugnisse, Anlagen und
Produkte. Sie berechnen, konstruieren und erproben neue Bauelemente, Geräte,
Maschinen und Systeme der Elektrotechnik. Elektrotechnik-Ingenieure haben aufgrund
ihres reichen Grundlagenwissens ein breites Einsatzspektrum: Dieses unterteilt
sich in vier Hauptrichtungen: Informationstechnik (früher Nachrichtentechnik),
elektrische Energietechnik, Mess-, Steuerungs-, Regelungs- und Automatisierungstechnik
oder Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik.
Elektroingenieure sind nahezu in allen Wirtschaftszweigen vertreten. Sie arbeiten
hauptsächlich in der Elektro- und Elektronikindustrie, Computerindustrie
oder Telekommunikationstechnik, in Maschinenbau, Energiewirtschaft, Medizintechnik
und anderen Industrien, aber auch im Patentwesen, bei Behörden und Hochschulen.
Selbständigkeit, zum Beispiel als Beratungsingenieur ist nicht ausgeschlossen.
Wie bei den meisten Ingenieuren ist das Tätigkeitenspektrum der E-Ingenieure
groß: Für Forschung und Entwicklung empfehlen sich insbesondere die
Universitätsabsolventen. In den Bereichen Planung, Projektierung oder Konstruktion
sowie Fertigung, Montage und Inbetriebnahme werden Abgänger aller Hochschulen
gleich geschätzt. In Vertrieb, Kundendienst oder Consulting kommt ein Einsatz
oft mit entsprechenden Zusatzqualifikationen in Frage.
Dem Elektroingenieur kurz nach dem
Berufseinstieg obliegt oft zunächst das Messen und Prüfen von fertigen
Mustern, zum Beispiel von Steuergeräten oder anderer neu entwickelter Elektronik.
Sie simulieren auch Schaltungen auf dem Computer, häufig mit "Pspice",
dem Standardprogramm der Hardwareentwickler. Sie werden in der Regel in Projektteams
mitgeführt und erhalten Teilaufgaben, die sie zu bearbeiten haben. Das
Team steht in der Branche ohnehin ganz oben. Einzelkämpfer sind kaum mehr
gefragt, wenn Leistung erbracht werden soll. "Im Team lernt man effektiver
als auf Schulungen. Sich richtig einzufügen, ist sehr wichtig für
den beruflichen Werdegang und den Erfolg eines Projekts", weiß Roger
Pohlmann, Entwicklungsingenieur bei TEMIC TELEFUNKEN microelectronic GmbH (TEMIC)
aus eigener Erfahrung.
TEMIC ist ein Anbieter von Automobilelektronik, der sich auf elektronische Systeme
für Antrieb, Sicherheit und Fahrkomfort spezialisiert hat. Wie in vielen
anderen Unternehmen sucht man auch bei TEMIC auf dem leergefegten Markt nach
Ingenieuren. Neueinsteigern werden deshalb große Chancen versprochen,
schnell mehr Verantwortung und höherqualifizierte Aufgaben zu übernehmen.
Eine solche Chance hat Roger Pohlmann längst genützt. Er leitet ein
Projekt im Bereich Getriebesteuerung: "Um technische Details kann ich mich
da nicht mehr kümmern. Hauptsächlich koordiniere ich die Entwicklung
des Produkts." Und dabei ist interdisziplinäres Denken wichtig, denn
ein Getriebe besteht aus einem Steuerungsgerät (das eigentliche Gebiet
der E-Techniker), den mechanischen Teil (um den sich die Konstrukteure aus dem
Maschinenbau kümmern) und aus der für die Ansteuerung nötigen
Software (wofür E-Techniker mit Vertiefung Informatik oder Technische Informatiker
sorgen).
Gerade als Projektleiter braucht ein Elektro-Ingenieur technische Kenntnisse
aus allen beteiligten Bereichen, um das Projekt aus den Musterphasen in die
Fertigung zu überführen. "Zu dieser Interdisziplinarität
befähigt ein Elektrotechnikstudium - zumindest an der Universität
- durchaus", unterstreicht Roger Pohlmann die Richtigkeit seiner Studienwahl,
"weil bereits im Grundstudium ein breites Spektrum technischer Allgemeinbildung
vermittelt wird, was man häufig erst später zu schätzen weiß".
Mathematik und Physik sind in der Elektrotechnik von entscheidender Bedeutung.
Mathematische Modellbildungen ermöglichen es schließlich, die unterschiedlichsten
Themengebiete zu erschließen und Lösungen zu finden. Ohne gute Abstraktionsfähigkeit
und ein unverkrampftes Verhältnis zu den naturwissenschaftlich-technischen
Grundlagen sollte man sich nicht unbedingt an ein E-Technik-Studium wagen. Das
technische Verständnis muss wegen der Arbeit mit elektronischen Geräten
und Teilen sehr gut ausgeprägt sein. Echte Tüftler sind im Vorteil,
solche, die sich gerne Neues ausdenken und Spaß am Konstruieren haben.
Roger Pohlmann ist sogar davon überzeugt, dass sich E-Techniker besonders
durch Spieltrieb hervortun: "Wer improvisieren kann, ist auf jeden Fall
im Vorteil." Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich ohne wissenschaftliche
Durchdringung von Problemen kein Erfolg in diesem Beruf einstellt. "Die
reinen Bastler", warnt Roger Pohlmann, "waren schon im Grundstudium
geschockt, wie theoretisch sich E-Technik anlassen kann."
Ansonsten hat man natürlich viel mit dem Computer zu tun: Die Informationstechnik
hat jeden Bereich der Elektrotechnik unterwandert. Computer Aided Engineering
(CAE) (zum Beispiel "Pspice") und Computer Aided Design (CAD) werden
nahezu selbstverständlich gebraucht. Auch Messgeräte sind aus dem
Alltag von Elektro-Ingenieuren nicht wegzudenken. Sie müssen wissen, was
jede Amplitude auf dem Bildschirm zu bedeuten hat.
Die Aufgaben liegen aber nicht nur im Entwicklungslabor. Der Ingenieur als Manager
ist heute gar nicht so selten. Mittlerweile werden auch von Ingenieuren Schlüsselqualifikationen
erwartet, die man früher nicht unbedingt mit diesem Berufsbild in Verbindung
brachte: betriebswirtschaftliches Denken zum Beispiel, um Produktionsprozesse
auf ihre Wirtschaftlichkeit hin abklopfen zu können. Roger Pohlmann muss
sich als Projektleiter vor allem um Kunden und Kosten kümmern: "Änderungswünsche
der Kunden müssen sofort beurteilt werden: Ist das technisch umsetzbar,
gerade noch machbar oder zu aufwändig? Ich erstelle die Angebote und stimme
die Lastenhefte mit den Auftraggebern ab."
Da viel mit Software- und Marketingabteilung zusammengearbeitet wird, um zum
Beispiel über Programmierschnittstellen oder Produktbeschreibungen zu verhandeln,
ist Kommunikations- und Teamfähigkeit erforderlich. Der Dialog über
die Fachgrenzen hinaus bleibt inzwischen keinem Ingenieur mehr erspart, und
dieser Dialog wird oft auch in Englisch geführt.
Für diesen Job eignen sich vor
allem:
Absolventen eines Studiengangs Elektrotechnik
Absolventen eines Studiengangs Nachrichtentechnik
Absolventen eines Studiengangs Informationstechnik
VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik
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