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Schaltvorgänge
Jede Energiezustandsänderung innerhalb
eines beliebigen Systems erfordert eine endliche Zeit,
während der eine Energieform in eine andere umgewandelt
wird.
Als Zustandsgröße wird dabei
diejenige physikalische Größe bezeichnet, die den Energieinhalt
eines Energiespeichers beschreibt.
Der zeitliche Verlauf einer Zustandsgröße
zwischen einem stationären Zustand und einem anderen
wird durch einen Übergangsvorgang gekennzeichnet.
Je schneller dieser bei gleichem
Energieumsatz abläuft, desto größer ist die dabei auftretende
Leistung.
· |
um den
Zeitverlauf jeder beliebigen mit einem Übergangsvorgang verknüpften
Größe zu bestimmen, ist immer zuerst der Zeitverlauf der
Zustandsgröße zu ermitteln |
· |
Zeitverlauf
der Zustandsgröße und Struktur eines elektrischen Netzwerkes vor
Beginn eines Übergangsvorganges sind ohne Bedeutung |
· |
der Anfangswert
der Zustandsgröße (Index A) zum Schaltzeitpunkt t = 0 muss bekannt
sein |
· |
zum Ende
des Übergangsvorganges (t Þ¥
) erreicht die Zustandsgröße einen stationären Endwert
(Index E) |
Schaltvorgänge bei Gleichspannung
lineares
Netzwerk mit einer Kapazität |
lineares
Netzwerk mit einer Induktivität |
Energie
einer Kapazität (C = konst.):
W = 0,5 × C × uC2
Zustandsgröße: uC |
Energie
einer Induktivität (L = konst.):
W = 0,5 × L × iL2
Zustandsgröße: iL |
Þ
Þ |
jede Spannungsänderung
ist gleichbedeutend mit einer Änderung des Energiezustandes,
die Spannung ist Zustandsgröße
der Kapazität,
die Spannung an einer Kapazität
kann sich nicht sprunghaft ändern, |
Þ
Þ |
jede Stromänderung
ist gleichbedeutend mit einer Änderung des Energiezustandes,
der Strom ist Zustandsgröße
der Induktivität,
der Strom durch eine Induktivität
kann sich nicht sprunghaft ändern |
Maschengleichung (für t ³ 0): uR
+ uC - UE = 0
R × iC + uC = UE

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Knotengleichung (für t ³ 0): iG
+ iL - IE = 0
G × uL + iL = IE

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R
× C = t |
Zeitkonstante |
G × L = t |
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DGL 1. Ordnung mit der allgemeinen
Lösung: Trennung der Variablen |

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Integrationskonstante aus Anfangswert
(bei t = 0) |
der
Spannung uC(t=0) = UA = UE - K ×
e0 
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des
Stromes iL(t=0) = IA = IE - K ×
e0 
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Der Übergangsvorgang wird aus der Summe
zweier Teilvorgänge gebildet:
- der erste Therm repräsentiert einen
konstanten stationären Endwert (t Þ¥ )
- der zweite Therm beschreibt einen Ausgleichs- oder
transienten (flüchtigen) Anteil von
Spannung bzw. Strom
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Besonderheit: Der
Stromweg iL darf nicht plötzlich unterbrochen werden,
da sich dann wegen ergibt: Verwendung
eines kurzschließenden Schalters *) |
Nachfolgendes Diagramm i = f (t) beschreibt
die Vorgänge beispielhaft für eine R-L-Schaltung
(R = 50 W , L = 5 mH, t = 0,1
ms, IA = 0 und IE = 1 mA (0 £ t £ 0,5 ms), IA = 1 mA und IE = 0
(0,5 ms £ t £ 1 ms) :
(Anmerkung: die reale Zeit t = 0,5 ms
im Diagramm erhält für den Übergangsvorgang erneut den Wert t = 0)

Die Zeitkonstante t kann durch Anlegen einer Tangente im Ursprung
des Ausgleichsvorganges
der Zustandsgröße (hier: Strom iL) als Länge der Subtangente
in Höhe des Endwertes grafisch
bestimmt werden.
Nach Ablauf der Zeit t = 3×t werden beim Einschaltvorgang 95 % des Endwertes
der Zustandsgröße
und nach t = 5×t
99 % dieses Endwertes erreicht, beim Ausschaltvorgang sinkt die Zustandsgröße
nach Ablauf dieser Zeiten auf 5 % bzw.
1 % des Anfangswertes:
Der Ausgleichsvorgang kann nach t = (3
... 5)×t als abgeschlossen gelten.
Die Zeitspanne, die einer Differenz
von 0,9× (Endwert -
Anfangswert) und 0,1×
(Endwert - Anfangswert)
entspricht, wird als Anstiegszeit tr
bzw. Abfallzeit tf bezeichnet: tr = tf
= 2,2×t .
Sind Anfangs- und Endwerte von
Null verschieden, ergeben sich folgende nach einer Exponetialfunktion
verlaufende transiente Vorgänge:
Anfangswert < Endwert: Anstieg
vom Anfangswert auf den Endwert,
Anfangswert > Endwert: Abfall
vom Anfangswert auf den Endwert,
Anfangswert = Endwert: keine
Änderung.
Ist der Zeitverlauf der Zustandsgröße
bekannt, können damit die übrigen Netzwerkgrößen ermittelt werden:
R -
C - Schaltung: R
× iC + uC
- UE = 0
Der Zeitverlauf iC(t)
ist bei t = 0 unstetig (Stromsprung !), er wird nur durch R
begrenzt und ist als solcher nur bei Annahme einer vernachlässigbaren
Induktivität in der Masche möglich.
Das Vorzeichen der Spannungsdifferenz
UE - UA bestimmt die Stromrichtung.
Die Spannung uR folgt
dem Strom iC. |
R -
L - Schaltung: G× uL + iL
- IE = 0
Der Zeitverlauf uL(t)
ist bei t = 0 unstetig (Spannungsprung !), er wird nur durch
G = 1 / R begrenzt und ist als solcher nur bei Annahme
einer vernachlässigbaren Kapazität am Knoten möglich.
Das Vorzeichen der Stromdifferenz
IE - IA bestimmt
die Spannungsrichtung.
Der Strom iG folgt der
Spannung uL. |
lineares Netzwerk mit Widerstand,
Induktivität und Kapazität (Schwingkreis)

Maschengleichung: |
uR
+ uL + uC = UE
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Resonanzfrequenz: |
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Dämpfungsfaktor, Abklingkonstante: |
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charakteristische Lösung |
l2 + 2×d×l + w02 = 0 |
mit |
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Dämpfungsgrad |
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Eigenfrequenz
(für J < 1) |
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Resonanzüberhöhung |
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Der Wurzelausdruck bestimmt das Verhalten
des Schwingkreises während des
Übergangsvorganges. Es sind drei Fälle zu unterscheiden:
Die Lösung eines linearen Differenzialgleichungssystems
bei mehreren vorhandenen
Zustandsgrößen (mehr als ein Energiespeicher in einem
linearen Netzwerk) kann vorteilhaft
mit Hilfe der Laplace-Transformation erfolgen.
Nachfolgendes Diagramm i = f (t) beschreibt
die Vorgänge beispielhaft für eine R-L-C-
Reihenschaltung bei UA = 0 und UE
= 1 V mit
L = 0,3 H, C = 3,3 µF und
Berechnet werden:
Resonanzfrequenz
w0
= |
1005 s-1 |
1005 s-1 |
1005 s-1 |
Dämpfungsfaktor
d = |
3000 s-1 |
1005 s-1 |
250 s-1 |
Resonanzüberhöhung r = |
0,167 |
0,5 |
2 |
Dämpfungsgrad
J = |
2,98 |
1 |
0,249 |
Eigenfrequenz
wd
= |
----- |
0 |
973,4
s-1 |
l1 = |
- 5826,4
s-1 |
- 1005
s-1 |
(- 250
- j 973,4) s-1 |
l2 = |
- 173,4
s-1 |
----- |
(- 250
+ j 973,4) s-1 |
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Fall |
aperiodisch |
aperiodisch,
Grenz- |
periodisch |

Die Spannungen der Zweipole R, L und
C ergeben sich aus
Für das Beispiel zeigen die folgenden
Diagramme den Verlauf der Teilspannungen im
aperiodischen Grenzfall und im periodischen Fall:


Bearbeitung:
JOT 05.02.01
(Quelle:
HTW Dresden)
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