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Die Erfüllung kundenspezifischer
Anforderungsprofile führt im Hause SPAUN SCHALTNETZTEILE zu
einer bemerkenswerten Produkt-lnnovation,
wie auch die neueste Entwicklung belegt: ein Schaltnetzteil mit Synchron-Gleichrichtern
und aktiver PFC.
Die geforderte Spezifikation umfasst folgende Kriterien:
eine netzgespeiste Stromversorgung mit einem Weitbereichseingang von
90-265V 44-65Hz und einer Ausgangsleistung von ca. 140Watt (+5,2V/12A
+12,5V/7A +13,5V/1A bei åP = 140 Watt)‚ geeignet
für den Einsatz unter extremen Betriebsbedingungen. Denn für einen
Betriebstemperaturbereich von -20°C bis +80°C sollte die uneingeschränkte
Funktionsfähigkeit sichergestellt sein. Hier galt es von klassischen
Konzepten abzuweichen. Da aufgrund der konstruktiven Vorgaben eine
Kühlung durch natürliche Konfektion nur eingeschränkt möglich ist,
musste eine Topologie mit den geringsten Eigenverlusten gewählt werden.
Neben den Umgebungsbedingungen sind weitere Forderungen
realisiert worden:
. Die sinusförmigen Stromaufnahme
(EN61000-3-2) wird durch aktive PFC eingehalten.
2. Alle Ausgänge werden direkt geregelt und
sind kurzschluss- und überberspannungsgeschützt.
3. Die 100% unsymmetrische Lastverteilung
ist ohne Einschränkung der Genauigkeit möglich.
4. MTBF von > 300.000h nach Belcore.
5. Sehr hohe Dynamik bei Lastwechseln.
6. Schutzklasse II (sehr kleiner Ableitstrom
<0,25mA)
7. Störaussendung EN55011/22, Klasse B. Störfestigkeit
EN50082-1/-2
PFC mit Synchronisation
Die Realisierung einer hohen MTBF und die Sicherstellung
einer langen Lebensdauer unter extremen Betriebsbedingungen war nur
mittels einer aktiven Power-Factor-Correction möglich. Durch die Synchronisation
der Taktfrequenz mit dem nachgeschalteten Flußwandler wird ein quasi
stromgespeister Wandler realisiert. Der insbesondere für die MTBF-Berechnung
maßgebliche Zwischenkreiskondensator Czk wird mit einem
ca. 60% geringerem Rippelstrom als bei einer klassischen PFC-Schaltung
beaufschlagt. Dieser Reduzierung entsprechend erhöht sich die Lebensdauer
um ein vielfaches.

Minimierung der Umschaltverluste
Im nächsten Schritt galt es, die erhöhten
Verluste der aktiven PFC im unteren Eingangsspannungsbereich zu minimieren.
Die Umschaltverluste im Schalttransistor sind maßgeblichen in der
Gesamtverlustleistungsbilanz. Abhängig von der Eingangsspannung wird
die geregelte Zwischenkreisspannung für den unteren Eingangsspannungsbereich
um ca. 100Volt abgesenkt. Dies verbessert den Wirkungsgrad -allein
für die PFC-Schaltung- um ca. 3%. Bei einem Eingangsspannungsbereich
von 90-265Volt liegt somit der Gesamtwirkungsgrad der PFC-Schaltung
bei 95-96%.
Um den Anforderungen gerecht zu werden, wurde
mittels Temperaturprofil die maximal zulässige Verlustleistung, die
das Schaltnetzteil erzeugen darf, ermittelt. Die daraus resultierenden
Messergebnisse wiesen einen erforderlichen Wirkungsgrad für das komplette
Netzteil von mindestens 86% aus. Aufgrund der gegebenen Verluste der
PFC-Schaltung muss somit der Wirkungsgrad des anschließenden Wandlers
³ 90% sein.

Der nach der PFC-Schaltung anschließende
Flusswandler darf incl. Nachregelung für die Ausgänge 12,5V und 13,5V
nur maximal 14,7Watt an Verlustleistung in Wärme umsetzten.
Flusswandler mit Synchron-Gleichrichtern
Die größten Verluste entstehen in klassischen
Wandlerkonzepten mit Ausgangsspannungen von 2-l5Volt in der sekundärseitigen
Gleichrichtung. Ein weiterer Nachteil ist bei magnetisch gekoppelten
Ausgängen die Mitlaufeigenschaft der ungeregelten Spannungen im Kreuzlastbetrieb.
Eine Grundlast für die puls-breiten-geregelte Spannung ist für solche
Konzepte immer erforderlich.
Um all diesen Problemen aus dem Weg zu gehen
hat SPAUN SCHALTNETZTEILE einen Flusswandler mit geschalteten
Gleichrichtern <synchronous rectifier) realisiert. Die Gleichrichterdioden
werden durch MOS-FET´s mit einem sehr geringen RDS(on) ersetzt. Eine
einfach Rechnung belegt den Vorteil dieser Schaltung:
Klassische Methode mit Schottky-Dioden
als Gleichrichter
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Geschaltete Gleichrichter mittels
MOS-FET
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IF = 12A
UF » 0,5V
Sperrspannung mind. 35Volt
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ID = 12A
RDS(on) = 10mW
Sperrspannung 60Volt
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P(Dioden) = 12A ×
0,5V =6Watt
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P(MOS – FET)=(12A)2
× 10mW = 1,44Watt
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Mit der Technologie der geschalteten
Gleichrichter werden ca. 4,5Watt an Verlustleistung eingespart.

Argumente für das MOS-FET Konzept
Und der Einfluss auf mitlaufende Spannungen? Auch dieser
Punkt bedurfte weiterer Überlegungen und neuer Lösungsansätze. Schottky-Dioden
verursachen einen Spannungsabfall von 0,2.. .0,5Volt bei einem Ausgangsstrom
von 0,1... 12A. Die 0,3Volt Flussspannungsänderung bedeuten für den
5Volt-Ausgang einen prozentualen Anteil von 6%. Um mindestens diese
6% müssen mitlaufende, linear nachgeregelte Spannungen höher ausgelegt
werden. Für einen l2Volt-Ausgang mit 7 Ampere würden somit mindestens
12,8Volt im Nennbetrieb zur Verfügung stehen müssen. Dies bringt jedoch
Verluste von 5,OWatt mit sich. Ein nicht akzeptabler Wert.
Der oben beschriebene MOS-FET
hat über den gesamten Nennstrom gegenüber einer Diode einen
Spannungsabfall von lediglich 0...0,12Volt,
also maximal 2,4% vom Nennwert. Damit liegt dieser Wert 60%
geringerer Wert als bei einer Diodenlösung. Entsprechend betragen
die maximal auftretenden Verluste des 12Volt-Ausgangs nur noch 2,0Watt. Ein weiteres
Argument für das MOS-FET-Konzept.
Besonders interessant ist das Verhalten der Schaltung
bei Lastsprüngen, Kreuzlast und Leerlauf. Ein aktiv geschalteter Gleichrichter
erlaubt keinen Lückbetrieb -Ein Vorgang, der sich mathematisch
leicht herleiten lässt. Der Rippelstrom, vorgegeben durch die Speicherinduktivität
L, pendelt um den Nullpunkt. Dies bedeutet, dass Strom aus dem 5V-Kreis
in den Eingangskreis zurückgespeist wird. Eine Grundlast für den 5Volt-Ausgang
ist somit nicht erforderlich. Die Energierückspeisung ermöglicht einen
hochdynamischen Regelkreis. Lastsprünge zwischen Vollast und Leerlauf
werden in weniger als 1ms ausgeregelt. Ein hochkapazitiv beschalteter
Ausgang, um die Energie aus der Speicherinduktivität aufzunehmen,
ist nicht mehr notwendig. Diese Energie wird in den Primärkreis zurückgespeist.
SPAUN SCHALTNETZTEILE hat mit der Technologie der geschalteten
Gleichrichter, ganz nebenbei, den Grundstein für eine kostengünstige,
auf einem Wandlerkonzept beruhende Online-DC-USV mit geregelten und
überwachten Ausgängen gelegt.
Der Nachteil der beschriebenen Schaltung gegenüber
Gleichrichterdioden besteht im Ansteueraufwand und den erhöhten Bauteilekosten.
Der gewonnene Nutzen und der geringere Aufwand für die Nachregelung
rechtfertigt jedoch das eingesetzte Schaltungskonzept.
lnnovation unter Einsatz spezieller Software
Zur schnellen, kostengünstigen und sicheren
Realisierung wird im Hause SPAUN SCHALTNETZTEILE eine
eigens entwickelte Software für die Berechnung der diversen Schaltungsteile
eingesetzt. Dieses Werkzeug spart Entwicklungszeit und führt wesentlich
schneller zur Serienreife. Mittels dieser Berechnungsgrundlagen konnten
u.a. die Mitlaufeigenschaften der 12,5Volt und 13,5Volt-Ausgänge bis
auf 100mV genau ermittelt und simuliert werden. So ergab die vorherige
Berechnung, das eine lineare Nachregelung mittels eigenem low-drop-Regler
(100mV bei 10A) wesentlich weniger Verluste bereitet als eine Tiefsetzstellerlösung.
Die gesamte Spannungsdrift incl. der
Verluste auf den Leiterbahnen und den induktiven Komponenten beträgt
real 7,2%. Eine Diodenschaltung wäre mit ca. 11% Spannungsdrift unter
Berücksichtigung einer Grundlast der 5,2V von ca. 2Watt möglich gewesen.
Es ist grundsätzlich zu überlegen, ob man in Zukunft mit geschalteten
Gleichrichtern durch einen Mehreinsatz
von Silizium auf Aluminium, sprich Kühlmedien mit der entsprechenden
mechanischen Anbindung, verzichten
kann. Dies alles zu Gunsten der Verlustleistungsbilanz. Die Umsetzung
dieser Überlegung wäre ein wichtiger Schritt in die Richtung geringerer
Umweltbelastung.
Technologie von morgen in den Produkten von heute
Stromversorgungen unterliegen einem ständigen
Technologiewandel. Nur wer die Technologie von morgen in seine Produkte
von heute integriert, wird in der Zukunft noch marktfähig sein. Neben
der Entwicklung muss die Fertigung durch Automation und konzentrierte
Produktionsabläufe gekennzeichnet sein, Qualität aus einer Hand, alles
unter einem Dach: die komplette Fertigung mit Bestückung - SMD und
bedrahtete Bauelemente-, Montage, Sicherheits- und Finaltest im ESD-sicheren
Kreis angeordnet. Dazu eine statistische Prozesskontrolle, die Qualitätsaussagen
über die unterschiedlichen Produkte zu jedem beliebigen Zeitpunkt liefert, werden für die Projektvergabe
immer wichtiger. Lösungen nach dem Baukastenprinzip werden für kundenspezifische
Stromversorgungen - dies hat das beschriebene Beispiel gezeigt - nie
im vollen Umfang den Anforderungen des Kunden gerecht werden.
Das Haus SPAUN hat für die Zukunft alle Weichen gestellt,
um den Markt mit kostenoptimierten und innovativen Stromversorgungen
der Spitzenklasse zu versorgen.
Hermann Püthe, Geschäftsführer
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