Anlaßwiderstände werden heute nur noch zum Starten großer Drehstromasynchronmaschinen mit Schleifringläufer eingesetzt. Der Anlaßwiderstand wird im Läuferkreis eingeschaltet und stufenweise abgeschaltet. Er begrenzt den Anlaufstrom des Motors und erhöht dessen Wirkkomponente. Der Widerstand und dessen Abstufung bestimmen das Anlaufverhalten des Antriebs. Die Abstufung wird entweder so ausgeführt, daß von Stufe zu Stufe ein gleich großer Anlaufspitzenstrom (I2) fließt, oder (idealerweise) ein definiertes Anlaufverhalten des Motors gegeben ist. Der Quotient I1 / I2 (I1 = Strom bei dem in die nächste Stufe geschaltet wird) gibt an, um wieviel die nächste Stufe kleiner ist, als die vorhergehende und bestimmt die Anzahl der Anlaßstufen. Die Schaltung der Anlaßstufen erfolgte früher mit hand- oder motorbetätigten Schaltwalzen oder Nockenkontrollern mit festem Schaltprogramm. Heute werden hier überwiegend Schütze eingesetzt, die zeit-, strom- oder läuferfrequenzabhängig geschaltet werden. Während bei kleineren Antrieben meist ein Widerstand mit einer festen Abstufung gewählt wird, werden bei großen Motoren, um die Anzahl der Läuferschütze zu begrenzen, die Widerstände dual gestuft. Mit 5 oder 6 Läuferschützen erhält man 31 bzw. 63 Stufen die entsprechend dem gewünschten Anlaufverhalten ausgewählt und softwareseitig angesteuert werden.

Beispiel:

Außer Kontrolle geratene Sesselbahn – Fehlverhalten des Personals

Beschreibung
Eine talseitig voll besetzte Einmannsesselbahn wurde betriebsbedingt angehalten. Beim Wiederanfahren talwärts geriet die Sesselbahn außer Kontrolle und wurde immer schneller. Der Betriebsleiter versuchte, die Bahn mit der Sicherheitsbremse anzuhalten. Die Sicherheitsbremse funktionierte nur ruckartig, was zu starken Schwingungen des Förderseiles führte. Eine Person wurde dadurch aus dem Sessel geschleudert.

Analyse
Die Anlage wurde durch einen Schleifringläufer-Asynchronmotor angetrieben, dessen Drehzahl durch Widerstände im Rotorkreis geregelt wird.
Die Regelung der Widerstände erfolgte durch manuelle Steuerung über ein Handrad, was ein gewisses Bedienungsverständnis erforderte. Weil das Handrad zu schnell gedreht wurde (die Widerstände wurden zu schnell zurückgenommen), war die Drehzahl des Motors und damit die Fahrgeschwindigkeit höher als die für die Talabfahrt vorgeschriebene Geschwindigkeit der talwärts vollbesetzten Bahn. Es kam zu einer unzulässigen Fahrgeschwindigkeitserhöhung, die den Betriebsleiter veranlaßte, eine Notbremsung einzuleiten. Die Sicherheitsbremse wurde über einen Kettenzug betätigt. Die Wartungsarbeiten an der Sicherheitsbremse und am Kettenzug waren nicht ordnungsgemäß durchgeführt worden. Durch die Schwergängigkeit der Betätigung kam es zu der beschriebenen ruckartigen Bremsung.

Quelle: Gino Giehlen + Nothnagel GmbH